Naturschutzgebiet „Kührener Teiche und Umgebung“

Kührener Teich

Das 1994 ausgewiesene, 79 ha große Naturschutzgebiet „Kührener Teich und Umgebung“ liegt, durch den Bahndamm getrennt, unmittelbar südlich des 207 ha großen Naturschutzgebietes „Halbinseln und Buchten im Lanker See“. Durch die Unterschutzstellung werden zwei landesweit bedeutsame Brut-, Rast- und Nahrungsgebiete für bedrohte und seltene Vogelarten sowie für die seltene Rotbauchunke gesichert. Den Kern des Naturschutzgebietes bildet der 40 ha große und im Mittel nur einen halben Meter tiefe Fischteich, der über einen Mönch am Nordrand in den Lanker See entwässert. Nördlich des auf einem schmalen Höhenrücken verlaufenden Weges erstreckt sich bis zum Bahndamm ein artenreiches feuchtes Niederungsgebiet. Durch Einstau ist der natürliche Wasserhaushalt wiederhergestellt. Zeitweise dehnen sich hier große Wasserflächen aus. Das Gebiet ist Bestandteil des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ (FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet)

Teichwirtschaft

Die Grünlandniederung nördlich des Kührener Teiches wurde großflächig vernässt.

In Schleswig-Holstein begannen Adelige und Mönche bereits im Mittelalter damit Teiche anzulegen, um hier Fische zu züchten. Insbesondere Karpfen war als Fastenspeise sehr begehrt. Beim Verkauf wurden sehr hohe Preise erzielt, die weit über dem Erlös von Fleisch lagen. Die biologischen Abläufe und die Bedeutung eines Fischteiches als Lebensraum für die heimische Tier- und Pflanzenwelt hängt direkt von der Art und Intensität der Bewirtschaftung ab. Der Teich wird im Frühjahr aufgestaut und mit zwei bis dreijährigen Karpfen besetzt. In extensiv genutzten Teichen ernähren sich die Fische ausschließlich von der verfügbaren Nahrung wie Insektenlarven, Schnecken und Würmer. Im Spätherbst werden das Wasser über den Mönch abgelassen und die eingesetzten Fische geerntet. Über Winter durchlüftet der Teichboden und der Faulschlamm wird abgebaut. Karpfen sind direkte Nahrungskonkurrenten des Rothalstauchers. Zudem hemmt ihr Wühlen am Teichboden das Wachstum von Wasserpflanzen, wodurch sich die Nahrung der Vögel schlechter entwickelt. Erfahrungen an anderen Fischteichen zeigen, dass der Bruterfolg des Tauchers nach Aufgabe des Fischbesatzes deutlich ansteigen kann. Zum Schutz von Laich und Kaulquappen der Rotbauchunken vor den Jungkarpfen wurden zeitweilig Buchten des Teiches durch enge Netze abgesperrt.

Vogelparadies

Der flachgründige, sehr buchtenreiche Kührener Teich bietet gute Brutbedingungen für den Rothalstaucher, der hier eines der größten Brutvorkommen in Schleswig-Holstein hat. Das Schutzgebiet ist zudem bedeutsamer Sommersammelplatz für Graugänse und hat rnationale Bedeutung als Rastplatz für Schnatterenten. Im Herbst und Frühjahr finden Singschwan und Blessgans im Gebiet geeignete Schlafplätze. Der Seeadler hat hier ein wichtiges Nahrungsrevier. In den ausgedehnten Schilfgürteln siedeln drei Arten der heimischen Rohrsänger. Auch die nahe verwandten Schwirle, deren Gesänge eher wie das Zirpen von Heuschrecken klingen, sind mit drei Arten vertreten. Während der Rohrschwirl im Röhricht brütet, besiedeln Feld- und Schlagschwirl die landwärts anschließenden Staudenfluren. Auch Nachtigall und Sprosser bevorzugen die Zone der Weidengebüsche und Erlenbrüche. Im Grünland sucht der scheue Wachtelkönig nach Nahrung.

Extensive Beweidung

In der Senke zwischen Lanker See und Kührener Teich unterhält die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ein 18 ha großes Gebiet, das von einer Galloway-Herde extensiv beweidet wird. Die Herde hält als „Rasenmäher“ den Pflanzenbewuchs niedrig. Neben den Wiesenvögeln werden mit der ganzjährigen Beweidung insbesondere die Lebensbedingungen für die europaweit gefährdete Rotbauchunke optimiert. Die Unken benötigen gehölzfreie, besonnte Laichgewässer, die sich im Frühjahr rasch erwärmen. Zusätzlich wurden im Rahmen des europaweiten LIFE-Projektes „Bombina“ (siehe life-bombina.de) Kleingeewässer angelegt, die zeitweise austrocknen und damit verhindern, dass sich den Laich fressende Fische ansiedeln können.